Lernzettel

Von der Freiheit eines Christenmenschen

,,Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan.“

,,Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Mit ,,Von der Freiheit des Christenmenschen“ antwortet Martin Luther (1483-1546) auf die Bannandrohungbulle von Papst Leo X. Das Werk zählt zu den reformatorischen Hauptschriften Luthers und bildet einen Gegensatz zur katholischen Rechtfertigungslehre, nach welcher der Gläubige durch die Erfüllung von der Kirche definierter formaler Pflichten (Beichte, Sakramente etc.) Teil am Heil Christi nimmt. Nach Luther muss der Christ im Diesseits und nicht nur im Jenseits frei sein, und dass durch die Rechtfertigung durch seinen Glauben und die Gerechtigkeit Gottes. Der Bezug liegt hier vor allem auf Paulus.

Kurzfassung der Argumentation

Der Mensch ist frei durch Gottes Gnade & Gerechtigkeit, Jesu Aufnahme der Sünden in seinem Tod. Gott akzeptiert die Unvollkommenheit und Unfähigkeit des Menschen, die an ihn gerichteten Anforderungen zu befolgen, der Mensch ist frei im und durch den Glauben. Der Mensch ist durch den Glauben allerdings auch ,,gut” und tut deswegen Gutes (keine Werkgerechtigkeit). In der Nächstenliebe ist er somit ,,Untertan aller”.

Argumentation

,,Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan.“

,,Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

  1. Diese Leitsätze sieht Luther direkt bei Paulus
  2. Ein Christ ist Mensch zweierlei Natur, geistlicher (Seele) und leiblicher (Körper) → der Christ lebt im Reich Gottes und dem Reich der Welt (Zwei-Reiche-Lehre)
  3. Der Körper kann die Seele und die Seele kann den Körper nicht frei machen
  4. Der Mensch wird durch Christus und seinen Glauben frei und gerechtfertigt / von seinen Sünden befreit (Paulus Röm. 1,17: ,,ein gerechtfertigter Christ lebt nur aus seinem Glauben“)
  5. Die Gebote und Gesetze Gottes weisen zwar, sind aber unerfüllbar und zeigen hiermit das menschliche Unvermögen – jeder hat z. B. böse Begierde
  6. Somit ist der Christ von allen Geboten und Gesetzen entbunden – frei
  7. Der Glaube vereint die Seele mit Christus, Christus ist aber auch der ewiggerechte, gute Gott und nimmt die Sünde auf sich (auch durch seinen Tod)
  8. Man ist nicht durch gute Werke gut, sondern tut gute Werke, weil man gut ist, der Gläubige tut alles aus Freiheit, sucht in Nichts Nutzen und Seligkeit – beides hat er bereits durch die Rechtfertigung durch Gott
  9. Der Mensch ist in der Nächstenliebe gebunden und Untertan, wie Christus auch aus Freiheit Knecht der Menschheit wurde, so soll der Christ dies auch werden
  10. Die Liebe verpflichtet den durch den Glauben guten Menschen, er ordnet sich dem Nächsten unter

Kritik

Luther richtet sich nur an die innere, nicht aber die äußere Freiheit. Als also die Bauern im Deutschen Bauerkrieg in den Zwölf Artikeln das Ende der Leibeigenschaft forderten, distanzierte sich Luther durch die Schrift ,,Wider die mörderischen Rotten der Bauern“. Dies kritisierte besonders Karl Marx (welcher aber auch Anerkennung findet):

,,Damals scheiterte der Bauernkrieg, die radikalste Tatsache der deutschen Geschichte, an der Theologie.“

,,Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion[1] besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz an die Kette gelegt.“

[1] Unterwürfigkeit, Demut


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