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Religionskritik nach Russell

Bertrand Russell (1872-1970) greift die Religion und insbesondere das Christentum in seiner Schrift ,,Warum ich kein Christ bin“ an. Zudem bekannt ist ,,Russells Teekanne“, welche verdeutlicht, dass die Beweislast bei dem liegt, welcher eine Behauptung aufstellt.

Russells Teekanne

Hiermit zeigt Russell die Widersprüchlichkeit der Annahme, dass Gott existiert, solange man ihn nicht wiederlegen kann.

Der passende Textausschnitt befindet sich hier.

Ockhams Rasiermesser

Zudem lässt sich hier Ockhams Rasiermesser anwenden, nach welchem die Theorie mit den wenigsten Stütztheorien die wahrscheinlichste ist. Betrachtet man nun den christlichen Glauben oder allein den Glauben an einen Schöpfergott, so wird eine hohe Anzahl an Stütztheorien gebraucht. Um beispielsweise Gott als Schöpfer der Welt anzunehmen, muss erst einmal die Existenz Gottes gestützt werden.

Warum ich kein Christ bin

Was ist ein Christ?

Widerleg der Gottesbeweise

Russell stellt die Existenz eines Gottes durch das Wiederlegen der Gottesbeweise als unwahrscheinlich heraus. Hier folgt eine kurze Übersicht der Wiederlege (genaueres findet sich unter Gottesbeweise).

Der Beweis der ersten Ursache

Gott wird als erste Ursache für das Universum, Güte, Moral etc. angenommen, Russell antwortet: ,,Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebenso gut die Welt wie Gott sein, so dass das Argument bedeutungslos wird.“

Der Beweis durch das Naturgesetz

Die Naturgesetze werden als Indiz für einen ordnenden Schöpfer genommen, dies kritisiert Russell:

Der teleologische Gottesbeweis

Nach dem teleologischen Gottesbeweis ist die Welt zweckmäßig so beschaffen, dass wir darin leben können. Russell kritisiert:

Die moralischen Gottesbeweise

Durch Gott erst gibt es laut den moralischen Gottesbeweisen einen Maßstab für richtiges und falsches Handeln. Russell kritisiert:

Das Argument der ausgleichenden Gerechtigkeit

Dieses Argument besagt, dass es aufgrund des Elends Gott und den Himmel als ausgleichende Gerechtigkeit braucht. Russell kritisiert:

Gott als nicht verstandsmäßig

Russell postuliert, dass der Glaube der Menschen nicht auf der Vernunft, nicht auf solchen Beweisen beruht und daher auch nicht durch einen Widerleg gebrochen werden kann. Er sieht andere Ursachen für den Gottglauben:

Der Charakter Christi

Russell sieht gute Lehren Christi, hierzu zählen:

Allerdings erachtet er diese weder in dem Handeln ,,moderner Christen“ erfüllt noch als einzigartige und wesentlich neue Lehren.

Mängel in der Lehre Christi

Selbst bei dem in den Evangelien offenbarten Christus sieht Russell schwere Mängel und weist darüber hinaus darauf hin, dass Christus historische Substanz überaus zweifelhaft ist.

Das moralische Problem

Das gefühlsmäßige Moment

Der Mensch ist nicht durch Beweise, sondern Dinge des Gefühls gläubig. Und wenn man die Religion moralisch betrachtet, so geht sie in der Geschichte oft mit Grausamkeit einher (Glaubenskriege, Inquisition, Hexenverbrennung).

,,Ich sage mit vollster Überlegung, dass die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist.“

Auch die Sittenlehre der Kirche und das Festhalten an dieser kritisiert Russell scharf.

Angst als Grundlage der Religion

Was wir tun sollen

Wir sollen

,,Eine gute Welt braucht Wissen, Güte und Mut, sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit, keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte, die vor langer Zeit von unwissenden Männern gesprochen wurden.

Sie braucht einen furchtlosen Ausblick auf die Zukunft und eine freie Intelligenz. Sie braucht Zukunftshoffnung, kein ständiges Zurückblicken auf eine tote Vergangenheit, von der wir überzeugt sind, dass sie von der Zukunft, die unsere Intelligenz schaffen kann, bei weitem übertroffen wird.“

Zusammenfassung

Der Ursprung der Religion ist emotional, ist Angst, basiert auf der Erziehung, der frühen Kindheit. Gott lässt sich nicht beweisen, genauso wenig wie Christus moralisch perfekt ist. Wir sollen uns auf das Diesseits konzentrieren und das Beste aus dieser Welt machen.

Kritik

Russell erkennt, dass der Glaube auf Emotion / Erziehung und weniger der Vernunft basiert – eine entscheidende Erkenntnis, die zum Beispiel bei Nietzsche fehlt. Auch wenn das Christentum nicht belegbar ist, so können Individuen einfach aus der Emotion heraus glauben und ihren Ängsten wohl auch entgegenwirken (utilitaristischer Nutzen). Bei der Kritik der Kirche vernachlässigt Russell neuere soziale Bemühungen, welche im Prinzip auch seinem Ziel der besseren Welt entgegenstreben. Auch nimmt er die Evangelien allzu direkt, eine positivere Auslegung ist auch möglich. Wobei sich dann die Frage stellt, ob die Deutung nicht eine Art der Projektion von nicht direkt enthaltenen Einstellungen ist und ob die Geschichten nicht zugunsten der reinen extrahierten Moral verworfen werden sollten.


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