Nationalismus ist eine Ideologie, die eine Identifizierung und Solidarisierung aller Mitglieder einer Nation anstrebt und letztere mit einem souveränen Staat verbinden will.
Unter Einfluss der französischen Revolution entstand unter Bildungsbürgerlichen Eliten und städtischen Aktivbürgern Nationalismus als Minderheitsphänomen. In dieser Frühphase fielen Nationalismus (Wille zur geeinten Nation) und Liberalismus (Freiheiten für alle) zusammen. Das Bildungsbürgertum, welches gegen den Klerus und kosmopolitischen Adel steht, sieht sich teils als Kulturnation, möchte die Kleinstaaterei beenden und die Macht des Adels beschränken. Vertreter waren Goethe und Schiller. Allerdings entwickelte sich auch schon im Bürgertum der völkische Nationalismus, welcher auf Rassismus baute und zum Beispiel von Ernst Moritz Arndt und Turnvater Jahn publiziert wurde.
Bis 1840 entwickelte sich der Nationalismus zu einem Massenphänomen als vielfältig differenzierte Nationalbewegung mit begrenzter sozialer Reichweite. Dies wurde vor allem durch den Befreiungskrieg gegen Frankreich und die hierdurch aufkommenden Gefühle von Sympathie und Brüderlichkeit sowie einer antifranzösischen Stimmung bedingt. Der Nationalismus war Kind der sich entwickelnden irrationalen Romantik und nicht wie in Frankreich der Aufklärung. Deutschland sollte wie Frankreich zuvor mächtig werden.
Von den 1840 bis zu den 1870er Jahren stand die nationale Bewegung in engel Allianz mit liberalen, demokratischen und sozialistischen Strömungen. Ziel war ein rechtsstaatlicher deutscher Nationalstaat mit einer Verfassung. Dies Ziel zu erreichen scheiterte erst einmal 48 mit der Revolution, wurde allerdings Teilweise in der Reichsgründung 71 erreicht. Durch drei Kriege kam es zum kleindeutschen Obrigkeitsstaat preußischer Hegemonie. Viele deutsche waren aus dem Staat ausgeschlossen, viele ethnische Gruppen eingeschlossen. Besonders der Krieg gegen Frankreich sorgte für eine anhaltende antifranzösische Stimmung. Im Nationalstaat wurden viele Gruppen ausgeschlossen und zu sogenannten inneren Reichsfeinden. Das Nationale wurde soziale Basis, Staat und Nationalismus rückten zusammen.
Die Nationalbildung schreitet voran, anfangs mit einem auch integrierenden Nationalismus (gegenüber Katholiken und der Arbeiterschaft), welcher allerdings wachsende ausgrenzende Merkmale besaß. Dies traf ethnische und politische Minderheiten im Inneren und Fremde im Ausland. Es entwickelte sich übertriebener Stolz zur vermeintlichen ethnischen Kulturnation. Soziale Spannungen, der rapide Wandel der Zeit und Konflikte der Nationalstaaten im Imperialismus führten zu einem Nationalismus als Polit-Religion mit Absolutheitsanspruch, zum integralen Nationalismus (Teil der allgemeinen Denkweise, beinhaltet Rassismus). Gepaart mit dem sich naturwissenschaftlich gebenden Rassismus und dem Fundamentalismus entsteht eine rassistische antisemitische Strömung, dessen Grundzüge schon anfangs entstanden:
Ich will den Hass gegen die Franzosen, nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für immer.
E. M. Arndt
Es versteht sich von selbst, dass jeder Mann eine Frau aus dem eigenen Volke nehmen wird. Alles andere ist bloß tierische Paarung.
Turnvater Jahn
Der frühe Nationalismus zu Einigung und Freiheit wird meist positiv der der rassistische wilhelminische mit dem einhergehenden Chauvinismus negativ betrachtet. Doch janusköpfig ist der Nationalismus meist.
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